24h Nürburgring 2022 – Saisonhighlight mit Hürden

© Laura Brunnenmeister

Gerade einmal eineinhalb Tage nachdem wir vom Saisonauftakt der DTM Trophy am Lausitzring zurückkamen, ging es am Dienstagnachmittag sofort los zum nächsten Rennen. Dem Saisonhighlight schlechthin. Dem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring.

Mit im Gepäck zum ersten Mal beide Toyota GR Supra GT4 in der Klasse SP10. Zum einen unser NLS-Auto von Andy Gülden, Michael Tischner und Heiko Tönges und zum anderen unser Trophy-Auto, was noch zwei Tage zuvor mit Tim Heinemann am Steuer den Doppelsieg in der Lausitz eingefahren hat. Im Eiltempo umfoliert und startklar gemacht, um wenige Tage später auf der Nordschleife an den Start zu gehen. Pilotiert von Routinier Lance David Arnold zusammen mit den beiden jungen und schnellen Fahrern Janis Waldow und Tobias Vazquez.

Und damit uns nicht langweilig wird, hatten wir als drittes Auto den brandneuen Hyundai i30 Fastback N im Gepäck, der unter der Nennung von Hyundai Driving Experience in der VT2 Front an den Start ging. Am Steuer Marcus Willhardt sowie die drei Clio-Spezialisten Michael Bohrer, Gerrit Holthaus und Stephan Epp.

Aufbautag Dienstag – keine besonderen Vorkommnisse, alle drei Autos ohne Probleme durch die technische Abnahme gekommen, alle Zelte waren aufgebaut. Und wenn man alles einzeln zählt, waren es insgesamt sechs Zelte an drei verschiedenen Stellen im Paddock. Also wir hatten quasi überall ein Dach über dem Kopf, aber das Thema Wetter ist ausnahmsweise mal kein großer Punkt gewesen an diesem Wochenende.

Bevor ich nun zum eigentlichen Wochenendbericht kommen, möchte ich noch eine Sache erzählen, die mich super stolz gemacht hat. Ich wusste, dass wir für die Box und das Zelt große Banner mit Toyo Tires Schriftzug haben werden. Was mir aber niemand erzählt hat und was ich erst vor Ort gesehen habe: Auf dem Banner ist mein Bild abgedruckt. Das Bild, das ich im Vorfeld der Teampräsentation im Februar auf der Start-Ziel-Geraden geschossen habe. Wie stolz mich das gemacht habe, muss ich wohl nicht erzählen.

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Los ging es dann auch am Mittwoch beim Adenauer Racing Day. Wir waren mit unserem Supra #84 und allen sechs Piloten mit dabei und haben unzählige Autogrammkarten und Lanyards unseres Reifenpartners Toyo Tires verteilt. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause war es einfach wunderbar, wieder so viele Fans auf dem Marktplatz in Adenau zu sehen.

Doch das eigentliche Highlight war der Rückweg. Denn über die Landstraße zurückfahren kann ja jeder. In Breidscheid auf die Nordschleife abbiegen und über die Rennstrecke zurückfahren, DAS ist ein Erlebnis. Und das war es vermutlich besonders für unsere japanischen Kollegen von Toyo Tires, die zum Teil zum ersten Mal in ihrem Leben am Nürburgring waren.

Natürlich haben wir auch zwei Zwischenstopps im Karussell und am Wippermann eingelegt, und bereits am Mittwoch war überall Partystimmung und Bier war natürlich auch in ausreichender Menge vorhanden. So kamen wir mit etwas Verspätung, aber viel guter Laune im Gepäck wieder im Fahrerlager an. Dort ging es dann nach dem ganzen Spaß für unsere Reifencrew wieder an die Arbeit und wir haben die Reifen für die Qualifyingsessions am Donnerstag vorbereitet, während der Rest des Teams nochmal eine Runde im Bus über die Nordschleife gedreht hat.

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Wie bereits die gesamte Saison auf der Nordschleife war ich auch beim 24-Stunden-Rennen zuständig für die Reifen. Da wir gemeinsam mit Toyo Tires auf der Nürburgring Nordschleife Rennreifen entwickeln, bedeutet das Thema Reifen bei uns nochmal mehr Arbeit als bei den meisten anderen Teams. Viel Arbeit, aber besonders auch spannend, da der gesamte Prozess von Reifen aus dem LKW holen, montieren, bekleben/beschriften, Kaltdrücke, vorheizen, fahren, waschen, demontieren in unserer Verantwortung liegt und wir somit als Team sehr gut zusammenarbeiten müssen, um immer den richtigen Reifen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu haben. „Mein“ Auto an diesem Wochenende war die Startnummer 83, also unser NLS-Auto. Für dieses Auto hatte ich die Verantwortung, was die Vorbereitung der Reifen betrifft. So viel zu meiner Aufgabe während des Wochenendes, weiter im Text.

Am dritten Tag am Ring hatte das Warten dann endlich ein Ende und wir starteten mit dem ersten Qualifying offiziell in die 50. Ausgabe der 24h Nürburgring. Alles lief nach Plan, die ersten Piloten aller Autos konnten ihre Pflichtrunden absolvieren und wir waren auch zeitentechnisch mit bei der Musik. Allerdings waren auch immer wieder viele Gelbphasen rund um die Strecke, sodass die Zeiten noch nicht allzu aussagekräftig waren. Nach dem ersten Quali hatten wir dann einige Stunden, um Autos und Reifen für das dreistündige Nachtqualifying vorzubereiten.

Im Nachtquali schaffte Andy Gülden eine 9:00, was bis zur Startaufstellung Rang zwei in der Klasse SP10 bedeutete. Noch besser machte es unsere Besatzung des Hyundai. Und auch ich persönlich hatte während der Session mein erstes Highlight des Wochenendes: zum ersten Mal durfte ich während der offiziellen Veranstaltung beim Stopp unsere Autos betanken. Reifenwechsel, Feuerlöscher, all das habe ich in der Vergangenheit schon oft gemacht. Nun kann ich auch Tanken auf meiner Liste abhaken.

Da bekanntlich ja aller guten Dinge drei sind, gabs am Freitag nochmal ein Qualifying. Und während Andy schon vorgelegt hatte, mussten nun unsere anderen beiden Fahrzeuge nachziehen. Lance David Arnold erwischte eine relativ freie Runde und platzierte sich nur knapp hinter dem Schwesterfahrzeug auf Rang vier in der Klasse. Noch besser lief es für den Hyundai. Hier war es Michael Bohrer, der als einziger Pilot in seiner Klasse die Marke von 10 Minuten unterbot und sich somit die Pole Position bei den frontgetriebenen Fahrzeugen in der VT2 sicherte – beim ersten Renneinsatz des Fahrzeugs.

Nun ging es in die finale Vorbereitung aller drei Fahrzeuge – und für uns in die finale Vorbereitung der Reifen für die Anfangsphase des Rennens. Zum Abschluss des Tages gab es abends einen Pitwalk für die Fans. Erstmalig mit Autogrammstunde aller Teams. Super organisiert, der Veranstalter hat vor allem Boxen Tische und Bänke platziert, sodass wir als Team nichts machen mussten, außer die Fahrer, mit Stiften und ausreichen Autogrammkarten bestückt vor die Box zu setzen. Der Zuspruch der Fans war erstaunlich hoch (denn zeitgleich war in der Müllenbachschleife die Falken Drift Show) und so schrieben unsere sechs Supra-Fahrer eine Stunde lang fleißig Autogramme und hatten Zeit für das ein oder andere Gespräch mit den Fans.

© Laura Brunnenmeister

Und dann war es soweit, der große Tag war gekommen, der Start des 24-Stunden-Rennens stand unmittelbar bevor. Seltsam an einem solchen Tag ist immer, wie schnell die Zeit verfliegt. Denn Rennstart war erst um 16:00 Uhr, aber irgendwie hatte man vorher doch keine Zeit und so standen wir gefühlt kurz nach unserer Ankunft an der Rennstrecke schon auf dem Weg ins Grid. Auch dort waren, wie überall, super viele Fans, die Stimmung war top und alle haben dem Rennen entgegengefiebert.

Der Start ins Rennen verlief für uns problemlos und wir groovten uns in der Anfangsphase gut ein. Mit allen drei Autos lagen wir in aussichtsreicher Position und wir haben uns trotz der vielen Unfälle rund um die Strecke aus allem raushalten können. Doch leider ging es nicht so problemlos weiter. Am Abend hatten wir einen Zwischenfall in der Box, welcher mit einem beschädigten Auto und etwas Chaos einherging. Aber egal was ist, Aufgeben ist nie eine Option, also haben wir etwas umstrukturiert und den Supra #84 wieder einsatzbereit gemacht. Aber auch mit den anderen beiden Autos lief das Rennen nicht ohne Rückschläge und wir mussten den Supra und den Hyundai zu unfreiwilligen längeren Stopps in die Box zurückschieben. Als es nach einer langen Nacht in das letzte Drittel des Rennen ging, war auch unser zweiter Supra wieder auf der Strecke unterwegs.

Ich schreibe nun schon eine ganze Weile und dem aufmerksamen Eifelkenner wird eine Sache aufgefallen sein. Das Thema Wetter kam bisher noch garnicht auf. Das liegt daran, dass wir nach zwei echt bescheidenen Jahren diesmal wirklich Glück hatten und es in allen Sessions trocken war. Aber der Wettergott in der Eifel hatte natürlich noch ein bisschen was in der Hinterhand und gab es am Sonntagvormittag stellenweise etwas Regen. Zu viel für Slicks, aber eigentlich auch zu wenig, um auf Regenreifen zu wechseln, da es immer einige Streckenabschnitte gab, in denen es komplett trocken war.

Also ging die Reifenlotterie los. Da wir zu dem Zeitpunkt ohnehin aus jedem Kampf um die vorderen Plätze raus waren, sind wir auf Nummer sicher gegangen und haben Regenreifen aufgezogen. Aber nur für wenige Runden, denn genauso schnell wie der Regen kam, war er auch wieder verschwunden und die relativ warmen Temperaturen von um die 15°C sorgten dafür, dass die Strecke innerhalb kürzester Zeit wieder nahezu vollständig abtrocknete. Da wir nun auch den obligatorischen Regen hinter uns gelassen haben, konnten wir den Rest des Rennens unter trockenen Bedingungen beenden.

Auch ohne Regen, war das Glück weiterhin nicht auf unserer Seite. Denn während die beiden Supras außerhalb des Podiumsplätze unterwegs waren, hatte sich der Hyundai zum wiederholten Male an die Spitze in der Klasse gekämpft. Bis zu dem Zeitpunkt, als Gerrit Holthaus Radlos auf der Döttinger Höhe strandete und mit dem Abschlepper zurückgebracht werden musste. Aber wie bereits zuvor erwähnt: Aufgeben ist nie eine Option und so ging die #332 einige Zeit später wieder auf die Strecke. Allerdings war der Rückstand nun so groß, dass auch der Hyundai keine Chance mehr hatte, das Rennen auf dem Podium zu beenden.

Doch so viel Pech, wie wir auch im Laufe des Rennens hatten, am Ende konnten wir von der Boxenmauer aus allen drei Autos beim Überfahren der Ziellinie zujubeln. Und bei den teilweise chaotischen Zuständen auf der Strecke ist auch das ein Sieg!

© Jochen Merkle Fotografie

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